ODM ist jedes Jahr
26. Juni 2024Trainingslager Deutsche Meisterschaften
4. August 2024Wir haben den wohl landschaftlich schönsten und reizvollsten Teil der Elbe fast vor der Haustür liegen. Es liegt also nahe, ihn an einem Wochenende zu befahren. Gesagt, geplant, getan.
Aufbruch am Samstagmorgen, 15. Juni 2024 in Děčín: Auch in diesem Jahr erwartet die Wasserwanderer der Regen. Den können die ersten sechs der Truppe in Ruhe abwarten, sich mental und organisatorisch auf die Elbabfahrt vorbereiten, während die restlichen Wanderkanuten ausgiebig das Abenteuer Bahnfahrt auskosten. Verspätung, Anschlusszug verpasst, geht es für sie per Anhalter auf der Straße weiter, um schließlich mit dem Bus und mit nur einer Stunde Verspätung am Ziel anzukommen. Soviel Einsatz wird mit Regenpause belohnt.
Zur besten Mittagszeit geht es auf die 36,6 Kilometer lange Tour des ersten Tages. Děčín bietet mit Schloss- und Stadtansicht den richtigen Einstieg in die zweitägige Fahrt auf unserem „Hausfluss“. Hinter dem offensichtlich wenig frequentierten Hafen beginnt die Natur. Graureiher aller paar Meter stehen entspannt am Ufer. Selbst den seltenen Schwarzstorch bekommen wir zu sehen. Viele Greifvögel – Bussard, Rotmilan, Falken – kreisen über unseren Köpfen. Gänse und Enten mit und ohne Nachwuchs ziehen neben unseren Booten ihre Bahn und im Ufergestrüpp tummelt sich auch allerlei Vogelvieh. Schade, dass kein Ornithologe mit dabei war. Imposant die Felswände der böhmischen Schweiz. Da hier nie Sandstein gebrochen worden war, reichen die Laubmischwälder bis ans Ufer hinab. Die Elbe fließt hier durch das 250 m tiefe Sandsteintal.
Dank der Strömung kommen wir schnell und fast mühelos voran. Auch der Wind bläst uns nicht all‘ zu stark entgegen. Vorbei geht es am kleinen Ort Dolni Zleb am linken Ufer mit hübscher Kirche und dem Restaurant Dolni Grund. Dann passieren wir den skurril wirkenden Parkplatz für Lastkähne mit seinen riesigen Stahlpfählen. Bald schon erreichen wir die deutsch-tschechische Grenze, deutlich am Ufer an der alten Gelobtbachmühle mit dem etwas merkwürdigen Schild 0/730 zu erkennen. Während der deutsche Teil der Elbe hier mit der Kilometerzählung 0 beginnt, endet der tschechische Teil mit 730, da hier ab der Mündung der Elbe in die Nordsee flußaufwärts gezählt wird.
Hřensko lassen wir rechts liegen, um dann schnell auf Schmilka zuzusteuern. Hier heißt es anlegen. Zwei Parkbänke, ein Stückchen Wiese und unser mitgebrachter Imbiss reichen aus, um während der wohlverdienten Pause den Energievorrat aufzufüllen. Die Stimmung ist gut. Im Anblick von Rauschenstein und Schrammstein-Kette geht es weiter. Vom Wasser aus betrachtet ragen sie majestätisch in den nach wie vor grauen Himmel. Wir paddeln an Bad Schandau vorbei. Der Anblick vom Wasser aus auf die historischen Umgebindehäuser, die Hotel-Villen und die Therme eröffnet einen ganz anderen Blickwinkel.
An der nächsten Flussbiegung scheint mitten in der Elbe der Lilienstein zu stehen. Der kurvenreiche Fluss macht die interessanten Aus- und Einblicke vom Wasser aus immer wieder möglich. Unterwegs begegnen wir auch noch dem Bieber. Die Landschaft der Sächsischen Schweiz ist wesentlich belebter und abwechslungsreich als die der Böhmischen Schweiz, weil dichter besiedelt. Bester Beweis dafür das Städtchen Königstein mit seiner hoch oben auf dem Fels thronenden Festung. Schließlich passieren wir das letzte Highlight des Tages: die Basteifelsen. Auf dem Wasser an den hochaufragenden Felsen und der berühmten Basteibrücke vorbeizugleiten, ohne sich mit Hunderten Touristen drängeln zu müssen, ist ein Erlebnis. Endlich setzt sich auch die Sonne durch und taucht unser Etappenziel – die Vereinshütte und unseren Zeltplatz in Wehlen – in ein wunderschönes warmes Abendlicht. Gemeinsam wird gegrillt, die Sonne genossen und gequatscht. Der Abend klingt beim Kartenspiel „Knack“ in einer ausgesprochen lustigen Runde aus.
Sonntagmorgen, strahlender Sonnenschein und ein gemütliches Frühstück auf der Wiese vor der Hütte. Was will man mehr?! Weiterpaddeln! Klar Schiff in der Hütte und Boote startklar machen und los geht’s. An Wehlen mit seiner Burgruine auf dem Berg, an schönen Häusern, alten Steinbrüchen und den ersten Weinbergen vorbei. Hier hat der Mensch die Landschaft stark mitgeformt.
Pirna ist schließlich in Sicht. Auf dem Wasser wird es voller. Im Rahmen des Pirnaer Stadtfestes läuft gerade ein Drachenbootrennen. Wir sind Zuschauer beim Finale. Aus Dresden kommt uns unser Sportfreund Tom entgegengepaddelt. An unserer Mittagsraststelle „Mündung der Wesenitz“ erwartet uns Dagmar, die uns ebenfalls entgegengekommen ist. Und so wird unsere Wanderpaddel-Truppe immer größer. Der Bootsverkehr auf der Elbe aber auch. Vor allem die Freizeitkapitäne mit ihren PS-starken Motorbooten, Jetskis, die mal mehr, mal weniger rücksichtsvoll an uns vorbeijagen, lassen das Wasser unruhig werden. Wir paddeln schließlich am Schloss Pillnitz vorbei und genießen den Anblick. Jetzt sind wir auf unserer „wöchentlichen Hausstrecke“. Mit den Raddampferwellen kommen wir gut zurecht. Doch dank der motorstarken „Gräfin Cosel“ und ihren von hinten kommenden Wellen werden einige von uns kurz vor Schluss noch einmal richtig nass. Auch eine Kamera geht über Bord und muss unter Verlust abgebucht werden. Dann haben wir die insgesamt 60 Kilometer lange Tour flussabwärts durch eine spektakuläre Felsenlandschaft bei durchwachsenem Wetter geschafft. Danke an den fleißigen Organisator für die perfekte Organisation, dank an Jan, Sebastian und Volkmar für die Transporte und an alle Mitfahrer für die gute Laune.
Text und Fotos: Lea Mock